Spanisches Flair in Sevilla
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- 20. Aug. 2023
- 8 Min. Lesezeit
Sevilla ist die viertgrößte Stadt Spaniens und Hauptstadt der südspanischen Region Andalusien. Die Stadt am Guadalquivir besitzt zahlreiche historische Sehenswürdigkeiten und eine tolle Kultur, die Sevilla gepaart mir ihrem spanischen Flair sehr sehenswert und zu einer der schönsten Städte Europas macht.
Es wird vermutet, dass Sevilla von den Phönizern im Altertum gegründet und im Jahr 45 v. Chr. unter römischer Herrschaft stehend von Gaius Julius Caesar zur Colonia erhoben wurde. So wurde Sevilla zu einer bedeutsamen Siedlung. In den darauffolgenden Jahrhunderten wurde Sevilla mehrfach geplündert, bevor die Stadt 712 durch die Mauren unter muslimische Herrschaft fiel. 844 folgte eine Zerstörung der Stadt durch die Normannen. Im Jahr 1147 begann unter der Herrschaft der Almohaden ein neuer Aufschwung der Stadt. Als Sevilla in Folge der Reconquista dauerhaft in den Besitz christlich spanischer Könige gelang und viele Mauren auswanderten kam es zum wirtschaftlichen Abschwung, der bis zum 16. Jahrhundert anhielt. Durch die Entdeckung Amerikas wurde Sevilla zu einem wichtigen Handelsumschlagplatz und erlangte wieder wirtschaftliche Bedeutung.
Durch die große Zahl unterschiedlicher Herrscher verschiedenster Völker ist Sevilla durch eine Vielzahl kultureller Einflüsse wie römisch, maurisch und dem Mudéjar-Stil, einer Vermischung christlicher und islamischer Baustile, die so nur in Südspanien vorkommt, geprägt. Dadurch entstand über die Jahrhunderte eine große Zahl an imposanten Bauwerken.
Viele dieser Sehenswürdigkeiten kann man beim Schlendern durch die schmalen Gassen, einer der größten Altstädte Europas, die ein mediterranes Flair und typisch spanischen Charme versprühen erleben.
Einige dieser beeindruckenden Bauwerke befinden sich im schönen Stadtviertel Santa Cruz, dem ehemaligen Judenviertel Sevillas.
Die Giralda, eines der Wahrzeichen Sevillas, ist eines der Bauwerke das aus maurischer Herrschaftzeit erhalten geblieben ist und war das ehemalige Minarett der Hauptmoschee. Sie stammt aus dem späten 12. Jahrhundert und ist 104 Meter hoch. So ist es nicht verwunderlich, dass man von der Giralda tolle Panoramablicke über die Stadt erhält. Infolge der Reconquista wurde die Moschee als Kirche weiter genutzt, bis sie im 15. Jahrhundert abgerissen und durch die Kathedrale Santa María de la Sede ersetzt wurde.

Heute dient die Giralda als Glockenturm der Kathedrale von Sevilla, welche die größte gotische und drittgrößte Kathedrale der Welt ist. Die Bauzeit dieses imposanten Werkes verlief von 1401-1519.
Insgesamt misst sie in der Länge ganze 145 Meter und ist 82 Meter breit. In der Kathedrale befindet sich das Grabmal von Christoph Kolumbus.
Gemeinsam mit der Giralda bildet die Kathedrale seit 1987 ein UNESCO Weltkulturerbe.

In Sevilla lassen sich viele prachtvolle Paläste und ihre malerischen Gärten bestaunen.
Der bekannteste Palast ist der Königspalast Alcázar de Sevilla, der ebenfalls in der Altstadt liegt.
Er wurde 1364 im Auftrag von Peter I. auf den Ruinen eines maurischen Forts von maurischen Handwerkern aus Granada erbaut. Im Lauf der Jahrhunderte wurde er immer wieder mit christlichen Elementen, vor allem im gotischen Stil, erweitert und ist heute ein wunderschönes Bauwerk im sogenannten Mudéjar-Stil. Der Palast verfügt über zahlreiche freizugängliche Säle in denen man die eindrucksvolle Schönheit dieses Gebäudes betrachten kann.
Besonders beeindruckend ist auch der Patio de las Doncellas, einem Innenhof mit länglichem Wasserbecken und Senkgärten, umgeben von Marmorsäulen und mit Stuckornamenten verzierte Rundbögen.2
Aber auch die pittoresken Gartenanlagen des Königspalastes wissen zu überzeugen.
Die Palastanlage ist ebenfalls seit 1987 ein UNESCO Weltkulturerbe. Außerdem wird der Alcázar Palast bis heute von der spanischen Königsfamilie als offizielle Residenz genutzt, wenn sie sich in Sevilla aufhält.

Ein weiteres erstaunliches Bauwerk, das sich in Sevillas Altstadt befindet und ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe ist, ist das Archivo General de Indias. Es ist das Zentralarchiv Spaniens, in dem alle wichtigen und bedeutsamen Originaldokumente hinsichtlich des spanischen Kolonialreiches aufbewahrt werden. Das Archiv umfasst mehr als 80 Millionen Seiten Dokumente, die vom 15. bis zum 19. Jahrhundert reichen. Das Gebäude wurde zwischen 1584 und 1598 im Renaissance-Stil erbaut und diente als Handelsbörse von Sevilla für den durch die Entdeckung Amerikas neuenstandenen Handel mit Gold, Gewürzen, Kakao und weiteren Kostbarkeiten.
1785 wurde auf königlichen Erlass das Archivo General de Indias gegründet und erste Dokumente in das Gebäude das nunmehr als Zentralarchiv fungiert überführt.

Ein sehenswerter Palast, den man neben dem Königspalast Alcázar de Sevilla gesehen haben sollte ist der Casa de Pilatos. Das imposante Gebäude stammt aus dem 16. Jahrhundert und verinnerlicht in seinem Baustil Elemente der Gotik, der italienischen Renaissance und des Mudejár-Stils.

Den Namen hat der Casa de Pilatos durch seinen damaligen Besitzer, dem Marques de Tarifa, erhalten, der Eindrücke von einer Pilgerreise nach Jerusalem in die Neugestaltung des Palastes einfließen lies. Auch heute noch ist er im Besitz von Adligen und zwar seit dem 18. Jahrhundert dem der Herzöge von Medinaceli, die den Palast teilweise noch als Residenz nutzen. Dennoch gibt es im Casa de Pilatos ein Museum mit zahlreichen Gemälden, Skulpturen und Antiquitäten, die man begutachten kann.
Im malerischen Innenhof des Palastes kann man reich verzierte Stuckarbeiten im Mudejár-Stil an den Rundbögen der rundherum reichenden Arkaden, eine gotische Brüstung im ersten Stockwerk sowie Säulen und einen Brunnen aus Carrara-Marmor bestaunen. Zudem sind die Wände mit farbigen Azulejos und Büsten von 24 römischen Kaisern und griechischen Göttern geschmückt.

Der Palast verfügt auch über prachtvolle Gartenanlagen im italienischen Stil mit exotischen Pflanzen und reichhaltigen Verzierungen.
Ein Bauwerk, das aus der almohadischen Herschaftszeit stammt ist der Torre del Oro. Der am Ufer des Guadalquivir gelegene zwölfeckige Turm, der um 1220 erbaut wurde, gehörte zur historischen Befestigungsanlage Sevillas. Er diente zur damaligen Zeit als Wach- und Kontrollturm der Schifffahrt. Zwischen dem Torre del Oro und einem mittlerweile nicht mehr exisiterenden Turm wurde eine schwere Kette gespannt, um Schiffe an der ungewollten Weiterfahrt zu hindern. Mit einer Turmhöhe von 36 Metern erhält man vom Torre del Oro einen tollen Blick über die Stadt. Torre del Oro bedeutet übersetzt Goldener Turm, was auf die spanische Kolonialzeit zurückzuführen ist als spanische Schiffe, die aus Lateinamerika zurückkehrten und am Torre del Oro Gold abgeladen haben. Die Anlagestelle vor dem Torre del Oro an dem die Schiffe damals anlegten und abfuhren ist heute ein guter Startpunkt für Schiffsrundfahrten auf dem Guadalquivir.
Außerdem befindet sich in der obersten Etage ein Maritim-Museum.
Im Zentrum der Stadt liegt mit dem María Luisa Park ein Ort der Ruhe, um sich vom Treiben der spanischen Metropole etwas Entspannung zu gönnen. Die 34 Hektar große Parkanlage, die ursprünglich zum San Telmo Palast gehörte, wurde 1893 von der Infantin María Luisa Fernanda der Stadt Sevilla geschenkt und so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Anlässlich der im Jahr 1929 ausgerichteten Iberoamerikanischen Ausstellung durften der französische Landschaftsarchitekt Nicolas Forestier und der spanische Architekt Aníbal González den an den Guadalquivir grenzenden María Luisa Park neugestalten.

Die prachtvolle Grünanlage enthält deshalb neben spanischer Vegetation und Pavillons auch viele Elemente amerikanischer Kulturen wie die der USA und lateinamerikanischer Länder, die ehemalige spanische Kolonien sind. Zudem befindet sich das Volkskundemuseum von Sevilla im María Luisa Park.
Zu Ehren der Iberoamerikanischen Ausstellung 1929 wurden auch noch weitere Bauwerke wie die beeindruckende Plaza de España im María Luisa Park erbaut, die mit einem Kanal, Springbrunnen und Brücken ausgestattet voller detailreicher Symboliken spanischer Geschichte ist und als Spiegelbild ganz Spaniens gelten soll. Ebenfalls vom spanische Architekten Aníbal González entworfen, besitzt die Plaza de España mit ihren 50.000 m² eine beachtliche Größe.
Der Platz wurde im spanischen Renaissance-Stil entworfen und besitzt die Form eines Halbkreises mit einem Durchmesser von über 200 Metern. Der Halbkreis soll eine Umarmung der südamerikanischen Kolonien durch Spanien darstellen. Zu jenen ehemaligen Kolonien bestand Anfang des 20. Jahrhunderts ein angespanntes Verhältnis. Spanien wollte sich durch die Iberoamerikanische Ausstellung - einem multinationalen Ereignis - annähern und symbolisch für Frieden sorgen. Eine weitere Symbolik, die diese Freundschaft betonen sollte, zeigt sich dadurch, dass die Plaza mit der Öffnung zum Guadalquivir zeigt - Ein Symbol für den Weg Spaniens über den Atlantik hin zu den ehemaligen amerikanischen Kolonien.
Über dem 515 Meter langen Kanal führen 4 Brücken, die die vier alten Königreiche Spaniens darstellen sollen. An Kosten und Mühen wurde bei dem Platz keineswegs gespart. So ist das Gebäude, das im Renaissance-Stil und im Barock-Stil erbaut wurde, mit Keramiken, Marmor und Klinkern verziert.
Besonders eindrucksvoll sind aber auch die 48 Kachelornamente mit Azulejos, spanischen Keramikfließen, die die 48 Provinzen Spaniens in alphabetischer Reihenfolge repräsentieren und durch Spaniens Geschichte führen. Dabei wird jeweils eine Landkarte der Provinz, sowie geschichtlichen Ereignissen und das Wappen der Provinzhauptstadt gezeigt.
Abgerundet wird das eindrucksvolle Bauwerk durch die beiden großen Türme an den jeweiligen Enden des Gebäudes.
Übrigens bauten über tausend Arbeiter die Plaza de España innerhalb von rekordverdächtigen 4 Jahren.
Ein weiteres beeindruckendes Bauwerk ist die Plaza de Toros de la Real Maestranza de Caballería de Sevilla im Hafenviertel El Arenal in Sevillas Altstadt. Die große Stierkampfarena, die 1765 fertiggestellt wurde,bietet Platz für 18.000 Zuschauer und ist eine der größten und bedeutensten Stierkampfarenen Spaniens. Die ovale Plaza de Toros de Sevilla besitzt eine beeindrucke weiße Fassade mit detailreich verzierten Türmen und Giebeln im Barock-Stil und einer markanten gelbroten Farbgebung, die man immer wieder an der Arena vorfindet und die Farben der spanischen Flagge symbolisieren sollen.
In der Arena befindet sich zudem ein Stierkampfmuseum, in dem man zahlreiche Ausstellungstücke aus mehreren Jahrhunderten Stierkampfgeschichte besichtigen kann.
Mit dem Metropol Parasol zeigt sich Sevillas Altstadt von ihrer modernen Seite. Entworfen vom deutschen Architekten Jürgen Mayer entstand hier zwischen 2005 und 2011 das größte Holzkonstrukt der Welt (150 Meter x 70 Meter x 26 Meter), das von unten an ein pilzförmiges Design erinnert. Durch das offene Dachdesign ergibt sich ein Spiel aus Licht- und Schattenmustern, das sich über den Tag mit dem Sonnenverlauf verändert. Das Dach des Bauwerks ist begehbar und verleiht in knapp 30 Metern Höhe eine tolle Aussicht über die Stadt. In der Umgebung des Metropol Parasols gibt es die Möglichkeit in einem der zahlreichen Restaurants, Bars, Läden oder einem Markt zu entspannen und spanisches Flair aufzunehmen.
Unterhalb des Metropol Parasols befindet sich ein archäologisches Museum in dem man Überreste einer römischen Kolonie, Mosaiken und Keramiken bestaunen kann.

Das Stadtviertel Triana liegt im westlichen Teil Sevillas und ist von der Altstadt über die Puente de Isabel II erreichbar. Triana ist das Arbeiterviertel Sevillas und gilt als eine der Wiegen des Flamencos.
Das Viertel strotzt zwar nicht so sehr an imposanten Bauwerken wie etwa die Altstadt Sevillas, aber dafür findet man in den kleinen Gassen und Plätzen Trianas viel vom herkömmlichen Sevilla.
Da in Triana neben Handwerkern und Seefahrer auch viele Töpfer und Keramiker arbeiteten sind hier besonders viele der typischen spanischen Keramikfließen, den Azulejos, vorzufinden.

Eine beliebte Sehenswürdigkeit in Triana ist die Iglesia de Santa Ana. Sie wurde 1276 im gotisch-mudejarischen Stil erbaut und ist die älteste Kirche Sevillas. Neben der toll anzusehenden Fassade der Kirche, gibt es im Inneren einige Kunstwerke und Skulpturen zu bestaunen.
Besonders das tolle Retabel des Altars sticht hierbei mit seinen zahlreichen Gemälden und Verzierungen hervor.
Nach dem Erdbeben das 1755 Lissabon zerstörte und bis Sevilla reichte, musste der Turm der Kirche aufgrund von Baufälligkeit renoviert werden und hat daher ein barockes Aussehen erhalten.

Auch den Mercado de Triana, der direkt an der Puente de Isabel II liegt, sollte man bei einem Aufenthalt in Triana nicht verpassen. Der Mercado de Triana ist eine belebte Markthalle in der man viel von der Authentizität Sevillas und den Köstlichkeiten Andalusiens erleben kann.

Zwischen 1822 und 1823 auf den Überresten der Burg Castillo de San Jorge erbaut, musste er in den 1980er-Jahren aufgrund seines schlechten Zustandes abgerissen und neu aufgebaut werden. Die heutige Markthalle existiert seit 2001 und bietet viele lokale und regionale Waren an.

Übrigens kann man den gut erhaltenen Turm der Castillo de San Jorge, der etwas unterhalb des Mercado de Triana liegt, noch heute begutachten. Außerdem gibt es ein Museum in dem man die Ruine der ehemaligen Burg besichtigen kann.

Die Puente de Isabel II, auch Puente de Triana genannt, wurde zwischen 1845 und 1852 gebaut, führt über den Altarm des Guadalquivir und verbindet die Altstadt mit dem Viertel Triana. Aufgrund der Breite des Flusses sowie der häufigen Hochwasserfluten und schwierigen Bodenverhältnissen beschloss man mit der Puente de Isabel II erstmals eine feste Brücke in Sevilla zu bauen. Zuvor gab es in der Stadt nur Schiffbrücken. Die Brücke ist eine 136,5 Meter lange und 16 Meter breite Eisenkonstruktion mit Bögen deren längste Stützweite 43,46 Meter beträgt und damit hoch genug für die Durchfahrt der damaligen Schiffe waren.

Aufgrund von Baufälligkeiten musste die Brücke mehrfach repariert und zwischen 1974 und 1977 umfassend erneuert werden.
Übrigens ist die Puente de Isabel II die älteste noch erhaltene und genutzte eiserne Brücke Spaniens.

Außerdem zählt Sevilla dank eines über 175 Kilometer langen grün markierten Radnetzes zu den fahrradfreundlichsten Städten Europas und lässt sich damit sehr gut mit dem Rad erkunden.
Der Radverkehr ist hierbei vom Kfz-Verkehr getrennt, verbindet alle Stadtviertel miteinander und man kann alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt leicht erreichen.
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